Neuer massiver Personalabbau bei Bombardier
Das Management untergräbt die Basis für Zusammenarbeit
BR-Info 10/2016 25.10.2016 – Information des Betriebsrats für die Beschäftigten der Bombardier Transportation Mannheim
Am 21.10. hat uns das Management mit einer neuen Ankündigung von Personalabbau beglückt. Weltweit sollen bei Bombardier 7.500 Stellen abgebaut werden, davon zwei Drittel, d.h. 5.000, im Transportation-Bereich. Geplant ist demnach eine „Verschlankung“ der administrativen und „Nicht-Produktions“-Funktionen und Verlagerungen im Rahmen der angekündigten Footprint-Strategie. Die Maßnahmen sollen 225 bis 275 Millionen Dollar kosten und ab 2018 300 Millionen Dollar pro Jahr an „Einsparungen“ bewirken.
Einzelheiten, welche Funktionen und welche Standorte betroffen sein sollen, wurde noch nicht verraten. Wir erwarten in den kommenden Wochen detailliertere Informationen. Schon aufgrund der hohen Zahl müssen wir befürchten, dass das auch an Mannheim nicht spurlos vorbei gehen soll.
„Footprint“-Reduzierung und Verlagerung in Niedriglohnländer
Die Ankündigung soll offenbar mal wieder verunsicherte Aktionäre beruhigen, was wegen neuer „bad News“ aus dem Aerospace-Bereich für notwendig gehalten wird.
Die Drohung ist aber trotzdem ernst gemeint. Wir wissen seit knapp 2 Jahren, dass im Management an Szenarien zur Neuordnung des industriellen „Footprints“ gearbeitet wird. Ziel ist es, die Zahl der Standorte zu reduzieren, Kompetenzen an einzelnen Standorten zu bündeln und die Standorte jeweils für bestimmte Funktionen zu spezialisieren. Gleichzeitig soll ein noch größerer Teil der Arbeit in „Best Cost Län-der“ (z.B. Polen und Indien) verlagert werden.
Die tatsächlichen Probleme von Bombardier sind damit nicht lösbar
Die Betriebsräte haben vor dieser Strategie seit langem gewarnt. Die Ursachen der Probleme bei der Projektabwicklung und der Wettbewerbsfähigkeit von Bombardier Transportation (BT) (und speziell in der BTGemany) liegen bestimmt nicht darin, dass die Aktivitäten an den falschen Orten angesiedelt oder die Lohnkosten zu hoch sind. Die jetzt geplanten weiteren Abbau- und Verlagerungsmaßnahmen würden Kompetenzen vernichten und zusätzliche Risiken für die Projekte verursachen. Beides würde außerdem viel Geld kosten, was zu Lasten von Produktentwicklung, Qualifizierung und Investitionen ginge, die – im Gegensatz zum Personalabbau – für die Zukunftssicherung des Unternehmens tatsächlich notwendig wären.
Das Unternehmen hat es eilig
Nach einer Mitteilung von Herrn Troger soll die „Neuausrichtung“ sofort beginnen und bis 2018 abgeschlossen sein. Hr. Bellemare hat in seinem Rundschreiben die potenziell betroffenen Beschäftigten mit warmem Dank quasi jetzt schon verabschiedet.
So schnell wird es bei uns – schon aufgrund der Beteiligungsrechte der Betriebsräte – definitiv nicht gehen. Die neuerliche Abbauankündigung verstärkt aber das schon vorhandene Misstrauen. Speziell in Mannheim wird – nach dem 13-monatigen Konflikt um die Produktion – der Personalabbau endgültig zum Dauerzustand.
Das Gegenteil von Vertrauensbildung
Das ist das absolute Gegenteil des eigentlich dringend notwendigen Signals zur Wiederherstellung des Vertrauens in die Zukunft dieses Unternehmens und der Arbeitsplätze. Das Management untergräbt damit jede Basis für eine Zusammenarbeit mit den Beschäftigten bei der Lösung bestehender Probleme. Die vor einem halben Jahr erklärte Bereitschaft, vor Entscheidungen über weiteren Personalabbau mit Gesamtbetriebsrat und IG Metall in einem „Dialog“ über gemeinsame Strategien zur Krisenbewältigung zu beraten, entpuppt sich immer mehr als Bluff.